Montag, 8. Januar 2007

Freundschaft

Ganz im Sinne des Jahreswechsels schleicht sich bei mir eine nachdenkliche Stimmung ein. Ich habe gestern im Bett gelegen und über Freunde nachgedacht. Ehemalige, aktuelle, halbe. Was macht eigentlich eine Freundschaft aus?
Der allgemeine Konsensus lautet: ein Freund ist jemand, der immer für einen da ist und einem genau dann die meiste Liebe entgegenbringt wenn man sie am wenigstens verdient. So weit, so gut. Es steckt aber mehr dahinter.
Ich habe eine Freundin, eine sehr gute Freundin, die ich kenne, seit ich ein Baby bin. Das sind mittlerweile über 20 (!!) Jahre. Das soll mir erstmal einer nachmachen. Die Sache ist die: es gab immer wieder Zeiten, in denen wir uns kaum oder sogar gar nicht gesehen haben und das teilweise über Jahre. Mittlerweile studiert sie im Ausland und ist ein, höchstens zwei mal im Jahr im Lande. Diese Besuche finden zu Weihnachten und/oder im Sommer statt und sind nie länger als sechs Wochen. Trotzdem ist es jedesmal, als wäre sie nie weg gewesen. Klar, man hat sich viel zu erzählen, die Zeit bleibt schließlich nicht stehen. Aber wir knüpfen jedes mal genau da wieder an, wo wir aufgehört haben. Es gibt keine großen Ereignisse, die uns zusammenschweißen, Traumata oder andere großartige Erlebnisse, die wir gemeinsam durchlebt haben. Was also verbindet uns, daß wir nahtlos weitermachen können?
Eine andere gute Freundin von mir studiert zwar nicht im Ausland, aber doch 450 Kilometer von mir entfernt. Mit ihr habe ich einiges durchgemacht, eine kleine, dumme Geschichte, die plötzlich ganz groß wurde, hätte unsere Freundschaft beinah beendet. Wir haben uns zusammengerauft, geredet und das Problem aus der Welt geschafft. Letztendlich dachte ich immer, diese Krise hätte uns nur noch enger zusammengeschweißt. Vielleicht hat sie das auch. Vielleicht geben wir beide uns einfach zu wenig Mühe. Anfangs haben wir jede Woche telefoniert, aber mit der Zeit hat sich das gelegt und ich frage mich, warum. Werden sie, ihre Meinung, ihre Gedanken, weniger wichtig für mein Leben? Weil sie nicht in der Nähe ist? Wird sie von anderen Menschen abgelöst?
Mein allerbester Freund (ich muss es hier nochmal sagen: Dalí, ich liebe dich! Ohne dich wäre mein Leben um einiges ärmer), ist auch gute 650 Kilometer geflüchtet um in Ruhe studieren zu können. Wir telefonieren gar nicht so oft und auch wenn er hier ist, habe ich nicht das Gefühl, daß wir extrem viel reden würden. Trotzdem ist er derjenige, der mich aufrecht hält wenn alles schief läuft, der mich aus der tiefsten Verzweiflung holen, mich zum Lachen bringen und mir wieder Perspektive geben kann. Und ich muss hier mal in aller Ernsthaftigkeit und ganz ehrlich sagen: das hat mit Blutsverwandschaft gar nichts zu tun. Er ist einfach mein bester Freund. Ohne ihn würde mein Leben ganz anders aussehen. Warum ist mein kleiner Bruder mein bester Freund während mein kleiner kleiner Bruder was Freundschaft angeht so gar keine Rolle in meinem Leben spielt? Braucht man nur einen Freund in seiner Familie?
Ganz ehrlich, ich habe mir stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, was wahre Freundschaft ausmacht. Und ich bin auf keine Lösung gekommen. Vielleicht ist die Lösung für jeden anders. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, wer wir sind und wer wir gerne sein wollen. Vielleicht ist es von unserem Umfeld abhängig. Vielleicht liegt es in unserer Vergangenheit. Oder in unserer Zukunft. Wer weiß das schon? Ich weiß nur eins: Für meine Freunde bin ich dankbar. Egal ob es Freunde sind, die in meiner Vergangenheit eine Rolle gespielt haben, Freunde die mich jetzt begleiten oder Freunde, denen ich erst noch begegnen muss. Ihr seid großartig!!
Igelborste - 24. Jan, 12:29

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