Samstag, 22. Juli 2006

Familie oder so ähnlich

Diesmal will ich, wie am Titel erkennbar, auf das Thema Familie eingehen. Das war bei uns schon immer reichlich kompliziert. Vielleicht weniger als in manchen anderen Familien, aber mehr als in der Durchschnittsfamilie.
Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich so ungefähr neun Jahre alt. Anfangs sind meine Eltern zwar zivilisiert miteinander umgegangen, haben aber Kontakt, wo nicht unbedingt erforderlich, vermieden. Mit der Zeit haben sie dann irgendwann verstanden, daß sie drei gemeinsame Kinder haben, die sehr darunter leiden wenn ihre Eltern sich wie die letzten Affen aufführen. Soll heißen, sie haben gelernt damit zu leben, daß ihre Ehe vorbei war.
Mein Vater ist, wie ich schon im ersten Eintrag geschrieben habe, vor viereinhalb Jahren gestorben. Seitdem geht bei uns wirklich gar nichts mehr. Oder nur sehr wenig.
Ich hatte zu meinem Vater ein sehr gutes Verhältnis. Er war nämlich nicht nur mein Vater, sondern auch mein bester Freund. Klar, wir haben uns gefetzt, mit Türen knallen, anschreien und allem was dazu gehört. Aber am Ende des Tages waren wir immer Freunde.
Die Beziehung zu meiner Mutter ist wechselhaft. Es gibt Zeiten, in denen kommen wir wunderbar miteinander aus, und dann gibt es Zeiten, in denen ich ernsthaft überlege, auszuwandern ohne ihr Bescheid zu geben. Größtenteils ist dafür Imperator Palpatine (IP) verantwortlich. Sicher, es ist einfach anderen die Schuld zu geben. Ich weiß, daß ich an den Umständen nicht komplett schuldlos bin. Aber IP hat dazu ganz wesentlich beigetragen. Das fängt damit an, daß er mich geschlagen hat, weil ich seinem Befehl nicht gehorcht habe. Dabei ging es um eine irrellevante Kleinigkeit, die zu erklären den Rahmen dieses Blogs sprengen würde. Solche Vorkommnisse waren aber keine Seltenheit, also habe ich meine Mutter darauf angesprochen. Als sie keine Anstalten machte, die Situation zu verändern, habe ich meine Konsequenzen ge- und bin bei meinem Vater eingezogen. Damals war ich zwölf und meine Mutter mit IP liiert, aber noch nicht verheiratet. Meine Brüder, damals zehn (Dalí) und sieben (Sido) Jahre alt, waren noch nicht in der Lage, es mir gleichzutun. Sie haben also weiter bei meiner Mutter und IP gewohnt und meinen Vater und folglich auch mich an jedem zweiten Wochenende besucht.
Zwischen meinen Eltern brach zwischendurch der Krieg um das Sorgerecht aus, es gab Waffenstillstände, immer wieder Krieg und letzen Endes das geteilte Sorgerecht. Mit dem Urteil etablierte sich der andauernde Waffenstillstand.
Seit dem Tod meines Vaters geht es irgendwie immer weiter bergab. Das manifestiert sich vor allem in der Entwicklung Sidos. Wer im Alter von zwölf Jahren seinen Vater verliert, hat es schwer. Klar. Vor allem dann, wenn die Mutter einen Typen geheiratet hat, der Mitgefühl nicht kennt und sich selber für Gott hält. Meine Brüder und ich wurden geprägt von einer Umgebung, in der unsere Entwicklung und unser seelischer Zustand weniger wert ist als die Angst einer Frau alleine zu sein. Das eigentliche Problem líegt wohl bei meiner Mutter, die nicht erkannt hat, daß ihre Flucht in die Arme eines Mannes alles nur schlimmer gemacht hat. Ich glaube, sie hatte einfach höllischen Schiss davor, mit uns Kindern alleine nicht klarzukommen. Der Typ, der ihr dabei helfen sollte, hat sich in ihrem Haus eingenistet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, arbeiten zu gehen. Glaubt aber bloß nicht, er würde stattdessen häusliche Arbeiten wie zum Beispiel einkaufen oder putzen übernehmen. Nein nein, er sitzt den ganzen Tag vor seinem Computer. Keine Ahnung was er da macht, aber davon profitieren tut keiner.
Mittlerweile ist die Situation so eingefahren, daß mir nichts mehr einfällt, sie zu verbessern. Seit dem Erscheinen IPs erlebt Sido zu Hause, daß er nur negative Aufmerksamkeit bekommt. Daß er darauf irgendwann keinen Bock mehr hatte, liegt auf der Hand. Da er also, egal was er getan oder nicht getan, gesagt oder nicht gesagt, gut, besser oder phänomenal gemacht hat, nur beschimpft, heruntergemacht und nicht gewürdigt wurde, hat er angefangen, aus Trotz die Wünsche, Aufforderungen und Äußerungen insbesondere IPs, zu ignorieren. Das hatte wieder negative Aufmerksamkeit zur Folge, die wiederum Trotz hervorrief und so weiter...Sido hat über ein halbes Jahr bei mir gewohnt. Eigentlich sollten es höchstens ein paar Wochen sein. Nur, um allen mal eine Pause zu gönnen. Da mein Bruder es aber nicht für nötig hielt, seine Verhaltensweise in meinem Haushalt zu ändern, habe ich ihn letztlich rausgeschmissen. Klingt vielleicht hart, aber irgendwo hört auch bei mir der Spaß auf. In der Zeit, die Sido bei mir gewohnt hat, hat er sich genauso verhalten wie bei meiner Mutter, wohl weil er dieses Verhalten so sehr verinnerlicht hatte, daß er gar nicht mehr anders konnte. Aber als mein Bruder mir erzählen wollte, ich hätte kein Recht um unseren Vater zu trauern, bin ich wütend geworden. Ich mag zwar ein paar Jahre älter sein, aber einfacher hatte ich es deshalb nicht. Ein Beispiel? Ich musste meine Mutter vor Gericht schleppen. Ihr Mann meinte nämlich, ich hätte kein Recht, Unterhalt von ihr zu fordern. Die Fakten? Ich bekam damals monatlich knapp 400 € Waisengeld. Davon musste ich alles zahlen. Krankenkasse (alleine schon knapp 100 €), Miete, Lebensmittel, Kleidung, Schulzeug,...Alles.
Ich bin also hin- und hergerissen. Zwischen Mitleid, Wut, Verzweiflung und meinem eigenen Überlebenstrieb.
Und somit verbleibe ich, verzweifelt, verwirrt, nachdenklich und trotzdem sehr optimistisch,
Donna
Denn: Die Hoffnung, die stirbt zuletzt!!

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