Mittwoch, 28. Juni 2006

Ahnungslosigkeit auf allen Ebenen

Ok, hier also mein erster Eintrag. Eigentlich schreibe ich diesen Blog, weil mein geliebter kleiner Bruder mich dazu gezwungen hat. Ich habe also nicht den blassesten Schimmer was ich hier tue. Warum dann einen Blog schreiben? Nunja, mein kleiner Bruder Dalí meinte, es schreiben so viele Leute Blogs - und die meisten davon schreiben schlechte und/oder langweilige -, warum nicht auch ich? Als so eine Art offenes Tagebuch, einfach um die Dinge, die mir so im Kopf rumgehen und mich beschäftigen aus dem System zu kriegen.
Nun also zum eigentlichen Thema: Ahnungslosigkeit auf allen Ebenen. Ich bin zum Beispiel komplett ahnungslos was meine Familie angeht. Irgendwas läuft da ganz eindeutig schief.
Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben, was natürlich sehr traurig war und immer noch ist. Aber das Leben geht weiter. Ich denke immer noch viel an meinen Pa, und bin oft traurig, dass er nicht bei mir sein kann, aber ich kann nicht mein Leben lang im Gestern leben.
Meine Eltern waren schon lange geschieden, trotzdem hat der Tod meines Vaters meine Mutter aus der Bahn geworfen. Verständlich, wenn man 20 Jahre verheiratet war und drei gemeinsame Kinder hat. Seit ich weiss nicht wie lange, aber definitiv viel zu lange, hat meine Mutter einen neuen Mann in ihrem Leben. Keiner mag ihn. Nicht ich, nicht meine Brüder, nicht die Nachbarn meiner Mutter, nicht die Freundinnen meiner Mutter, eigentlich niemand der ihn kennt. Außer seinem Vater und scheinbar meiner Mutter. Meine Mutter ist hilflos. Was nicht zuletzt auch am Tod meines Vaters liegt. Probleme hatten wir aber vorher schon jede Menge.
Dann sind da noch meine Brüder. Den einen, Dalí, hab ich ja schon erwähnt. Er ist der ältere meiner Brüder. Zwei Jahre jünger als ich, gut einen Kopf größer und extrem verrückt. Trotzdem sehr liebenswert, weil immer für mich da. Dalí und ich sind sehr weit gekommen. Es gab Zeiten, in denen wir nicht miteinander geredet oder nur gestritten haben. Im Nachhinein denke ich, dass das daran lag, dass wir einfach nichts miteinander anfangen konnten. Das hat sich geändert kurz bevor er für ein Jahr ins Ausland gegangen ist. Seitdem sind wir, naja, beste Freunde. So wie das bei Geschwistern meistens ist, wenn sie erwachsen werden.
Mein anderer Bruder, den ich einfach mal Sido nenne, ist eine andere Geschichte. Eine lange, anstrengende, traurige Geschichte. Er ist fünf Jahre jünger als ich, mitten in der Pubertät, ein Jahr vor der Volljährigkeit und sehr weit weg vom Erwachsenwerden. Meine Beziehung zu Sido wird dominiert von Mitleid, Wut und Hilflosigkeit. Aber darauf gehe ich ein andermal ein.
Wir sind alles in allem eine ziemlich dysfunktionale, schwer emotionsgestörte Familie, die, jeder für sich und alle zusammen, versuchen, das Beste aus dem zu machen, was das Leben zu bieten hat. Völlig normal also.
Völlige Ahnungslosigkeit auch im Bereich Freunde. Wie gestaltet man seine Freizeit, wenn alle Freunde auf einmal weg sind? Ich bin nicht der beliebteste Mensch auf der Welt, soll heißen, ich bin nicht jemand, der 500 Freunde hat. Ich habe drei richtige, echte, beste Freunde. Der erste ist mein Bruder Dalí. Dann ist da Samantha, die ich kenne seit ich ein Baby bin. Und Last aber ganz sicher nicht Least ist da noch Catherine. Und keiner studiert in Hamburg. Dalí ist in Trier immatrikuliert, Cat in Jena und Sam studiert in den USA in Indiana.
Ich versuche, zu Sam Kontakt zu halten, was schwierig ist, weil sie Ewigkeiten braucht um auf eine e-mail zu antworten. Und da sie nur einmal im Jahr für den Sommer nach Hamburg kommt, haben wir dann natürlich viel aufzuholen. Trotzdem schade. Jemanden, den man sein Leben lang kennt und der ein verdammt guter Freund ist möchte man öfter um sich haben, oder zumindest regelmäßigen und engen Kontakt. Aber Telefonate in die USA sind relativ teuer (zumindest wenn man sie einmal die Woche führt) und Telefonate von den USA nach Deutschland sind schlicht unbezahlbar.
Was Cat in Jena angeht, ist das etwas einfacher. Da wir beide Freiminuten für das deutsche Festnetz haben ist das Telefonieren bezahlbar, und deshalb sprechen wir einmal die Woche. Klappt zwar nicht immer, aber doch meistens. Auf alle Fälle geben wir uns Mühe, die Freundschaft aufrecht zu erhalten. Ist aber doch etwas anderes als wenn man in der selben Stadt wohnt und sich regelmäßig sieht. An dieser Stelle eine Entschuldigung an Cat: Es tut mir wahnsinnig leid, Süße!! Ich weiss, ich wollte am Sonntag anrufen, aber es ist irgendwie immer was dazwischen gekommen. Sei mir nicht böse, ich hab ein ganz schlechtes Gewissen und ruf Dich an, sobald ich hier fertig bin!!
Und Dalí in Trier, wir telefonieren, chatten via ICQ, e-mailen und schreiben SMS...und das mindestens einmal die Woche, meistens aber öfter. Da also eher keine Probleme. Trotzdem solltest Du eins wissen, Dalí: Ich vermisse Dich und bin Dir für die vielen Telefonate und anderweitige Gespräche unendlich dankbar!!
Weiter im Text. Ahnungslosigkeit macht sich auch breit, wenn's um meine Zukunft geht. Ich hab 2004 mein Abi gemacht und seitdem herrscht Ahnungslosigkeit. Was tun, was tun?? Nicht den blassesten Schimmer und nur zu Hause rumsitzen geht auch nicht klar. Machen wir also erstmal eine einjährige schulische Ausbildung zur Kaufmännischen Assistenz, Fachrichtung Fremdsprachen. Übersetzt ins Deutsche heisst das dann "Tippse". Wie auch immer, irgendwann fängt man dann an nachzudenken. Man überlegt sich, dass vielleicht all die Leute, die einem sagen, man solle doch Jura studieren, Recht haben. Und dann bewirbt man sich. Völlig euphorisch springt man durch die Gegend wenn der Zulassungsbescheid kommt und freut sich. Bis man nach drei Semstern feststellt, dass Jura zwar wahnsinnig interessant ist, aber irgendwie völlig falsch für einen selber. Und dann steht man da. Wieder auf null. Und völlig ahnungslos.
Dabei will ich es für heute einmal belassen. Denn ganz ehrlich, ich weiß nicht, was ich jetzt noch schreiben soll. Wie gesagt: Ahnungslosigkeit auf allen Ebenen.
Aurisa - 19. Sep, 14:02

Hallo dcp,
das Gefühl ist mir auch nicht fremd...
Ich habe auch ein Studium angefangen und dann dummerweise festgestellt, daß das wohl nicht das Richtige für mich ist...
Und momentan steh ich aus ganz anderen Gründen auch mal wieder dumm da, und frage mich: und nun?
Wie es in deinem Leben weitergehen soll... das kann ich dir nicht sagen... genausowenig wie du mir das für mein Leben sagen kannst...
Das muss jeder für sich selber herausfinden... was oft gar nicht so einfach ist...
Aber eines weiss ich... Bloggen kann - es muss nicht, aber es kann - oft sehr hilfreich sein...
Allein schon seine Probleme aufzuschreiben tut gut... umso mehr wenn man sie nicht nur in ein Tagebuch schreibt, wo niemand sie liest, sondern wenn man sie über ein Blog mit anderen teilen, mit anderen darüber reden kann...
Und das Bloggen kann einem über das Alleinsein weghelfen... wenn die realen Freunde nicht da sind... oder man gar keine hat, so wie ich früher...
Mir hat es sehr geholfen in den letzten Jahren...
Ob es auch für dich das Richtige ist, das kannst nur du für dich entscheiden.
Probier es einfach aus.
Viele Grüße
Aurisa

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